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  • AutorenbildKaro

Die Anreise zum Ende der Welt

Aktualisiert: 17. Dez. 2019

Nachdem wir die Pinguine besucht haben, haben wir im Prinzip nur Reisetage vor uns gehabt. Zum einem lag auch nichts besonders Sehenswertes auf dem Weg und zum anderen wollten wir nach dem Krank sein ein paar Tage aufholen und nun auch endlich am Ende der Welt ankommen.


Reisetage

Also haben wir 4 Reisetage am Stück hingelegt. An Reisetagen ist bei uns die Regel, dass wir quasi so lange fahren bis es dunkel ist und kurz vorher schauen wir, ob wir einen Schlafplatz finden. In den meisten Fällen ist es dann eine Tankstelle oder ein Rastplatz.

Im Prinzip sind wir tagelang durch nichts gefahren.

Es ist schon erstaunlich, man fährt stundenlang durch nichts und plötzlich ist da eine Tankstelle und eigentlich nichts weiter. Die Tankstellen sind in der Regel alle 200 bis 300 km auffindbar.

Der Rat, in Argentinien an jeder Tankstelle zu tanken, klang in Deutschland erst mal absurd. Aber hier auf den langen Distanzen ergibt es natürlich Sinn.

Leider mussten wir feststellen, dass es im kilometerlangen Nichts, doch etwas gibt.

Und zwar Müll, jede Menge Müll. Soweit das Auge reicht ist Müll zu sehen, es ist einfach schrecklich. Wie kann es sein, dass dort wo keiner ist, so viel Müll ist?! Da ist die plausibelste Erklärung, dass man während der Fahrt sein Müll einfach entsorgt. Ist es denn wirklich so schwer seinen Müll im Mülleimer zu entsorgen?


Im dem südlichen Argentinien wird viel Öl abgebaut und somit ist die Stadt Comodoro Rivadavia als „Öl-Hauptstadt“ bekannt.

Hier haben wir den Bulli auch erstmal wieder aufgetankt und Geld geholt, und dann ging’s weiter.

Bevor es dunkel wurde konnten wir Puerto San Julian erreichen. Hier steht der 1 zu 1 Nachbau von dem Schiff von Magellan. Nach Ihm wurde die Magellanstraße sowie auch der Pinguin benannt.

Jedoch haben wir uns entschieden doch wieder an der Tankstelle zu übernachten, da wir dann am nächsten Morgen direkt weiterfahren könnten.

So der Plan, aber natürlich kam dann alles anders.


Tornado gibt alles!

Als wir gemütlich an der Tankstelle unser Abendessen gegessen haben, klopfte es an der Tür. Zwei reisende aus Frankreich Thomas und Loriane stellten sich vor. Gemütlich saßen wir dann zu viert & Myliu im Bulli und haben uns bekannt gemacht. Die beiden sind schon seit 5 Tagen an der Tankstelle. Nicht ganz freiwillig, sie sind liegen geblieben. Eigentlich waren sie auch auf dem Weg nach Ushuaia und dann machte der Motor seltsame Geräusche. Zum Glück haben sie es dann noch zu dieser Tankstelle geschafft. In dem Ort Puerto San Julian, wollte sich erst kein Mechaniker finden, der das Auto repariert. Zum einem kennen die das Auto nicht und zum anderen gibt es auch keine Ersatzteile. Ein Mechaniker konnte dann aber zumindest feststellen, dass die Zylinderkopfdichtung kaputt ist.

Wie dem auch sei, letztendlich gab es keine Hoffnung das Auto in San Julian zu reparieren. Die Empfehlung war in den nächsten Ort zu fahren, nach Rio Gallegos. Dort gibt es einen Flughafen (Erstteile könnten somit eingeflogen werden) und jede Menge Mechaniker.

Die Stadt liegt aber 360 km entfernt. Seit 5 Tagen versuchten die beiden jemanden zu finden der die beiden abschleppt, jedoch vergeblich. Auch Lkws mit leerer Ladefläche gab es keine, zumindest nicht in Richtung Süden.

Nach einer kurzen Überlegung, vielleicht können wir die beiden abschleppen. Abschleppseil haben wir, blöd aber, dass die Bremsen von dem Nissan beim ausgeschalteten Motor nicht gut gehen. Also wäre eine Abschleppstange besser. Schließlich konnte der Mechaniker uns mit einer Abschleppstange versorgen.

Kurzer Zeit später war dann die Abschleppstange zwischen Tornado und dem Nissan gespannt und los geht’s! Erst haben wir gesagt, wir probieren es und wenn es nicht geht dann bringen wir die beiden zurück zur Tankstelle.

Ausgerechnet dann, wenn wir ein Auto abschleppen ändert sich die flache Landschaft in eine hügelige. Aber was soll’s. Wir haben es geschafft.

Wir sind unglaublich stolz auf unseren Tornado. Er hat die 360 km lange Strecke mit 4,5 Tonnen bei 90 km/h Windstärke (meistens Gegenwind) in 7 Stunden geschafft.

Die Freude war groß als wir endlich in Rio Gallegos angekommen sind. Leider warten die beiden wohl immer noch auf die Ersatzteile, damit der Nissan repariert werden kann.

Falls ihr wissen wollt wie es den beiden geht und wie ihre Reise weiter geht, könnt ihr ihnen auf Instagram folgen. (@b.chaksi)


Bürokratie & Grenzübergänge

In Rio Gallegos mussten wir dann auch das erste Mal mit Myliu zum Tierarzt und zu Senasa, das ist quasi wie das Veterinärsamt in Deutschland.

Auf dem Weg zu Ushuaia müssen wir nach Chile einreisen und wieder ausreisen und für jeden Grenzübergang benötigen wir ein Gesundheitszeugnis vom Tierarzt und Zertifikate von Sensa.Diese Dokumente haben wir dann ziemlich schnell bekommen und Myliu hat sich auch sehr gut angestellt.

Da wir in Ushuaia auf einen Geburtstag eingeladen waren, haben wir in Rio Gallegos noch ein Geschenk für unseren polnischen Freund besorgt. Mario wird 40!

Die Vorfreude in Ushuaia anzukommen wurde noch größer, dann es ist nicht nur das Ende der Welt, dort treffen wir auch unsere Freunde wieder!

Nachdem die ganzen Besorgungen erledigt waren, ging die Reise weiter. Wir haben noch am gleichen Tag die Grenze zu Chile passiert und auch die Fähre über den Magellan Kanal nach Feuerland genommen!

Chile macht einen sehr schönen Eindruck, an der Grenze von Argentinien zu Chile haben wir schon einen kleinen Vorgeschmack auf die Vulkan Landschaft bekommen. Kleine Krater und auch Vulkangestein war zu sehen.

Die Fähre hatten wir quasi für uns, bis auf ein weiteres Auto, war sonst niemand da. Nach 30 Minuten waren wir dann auf Feuerland. Chile macht einen sehr schönen Eindruck, eine Nacht haben wir in Tres Cerros verbracht. An einem Touri-Info-Büro, mit freiem WLAN und kostenlosen warmen Duschen. Desto südlicher wir kommen desto kälter wurde es und somit haben wir schon mal unsere warmen Jacken und auch die Wasserkanister vom Dach in den Bulli geholt.


Die Ausreise auch Chile kam plötzlich, wir waren gemütlich am Fahren und hatten uns auf eine lange Fahrt eingestellt und dann gefühlt eine Stunde später mussten wir aus unserem warmen Bulli aussteigen und die Grenzformalitäten erledigen. Die Ausreise erfolgte wie immer ziemlich reibungslos und 15 km weiter mussten wir dann auch wieder nach Argentinien einreisen.


Schiffswrack, altes Hotel & Schnee

Der nächste Ort auf Feuerland ist Rio Grande, bevor es weiter geht noch kurz Einkaufen und dann den nächsten Schlafplatz suchen. Da Fabian es nun langsam leid war auf Tankstellen zu übernachten hatte er einen Schlafplatz bei iOverlander rausgesucht. Etwas weiter ab von der Hauptstraße Ruta 3 und mit einem Schiffswrack direkt am Strand.

Da wir nun schon etwas Zeit mit einkaufen vertrödelt hatten, mussten wir uns dann doch etwas beeilen, um noch im hellen anzukommen.

Die Landschaft überraschte auf einmal, plötzlich sind Bäume zu sehen aber ohne Blätter, sondern mit einem grünen Schleier. Es sieht sehr verwunschen aus. Wie im Nachhinein mit Fabians Mama herausgefunden, sind das Arktische Wälder mit Bartflechten, diese bilden sich dort, wo die Luft besonders sauber ist.

Der Weg zum Stellplatz war wunderschön und geraden im dem Sonnenuntergangslicht noch magischer. Am Stellplatz angekommen war es nun schon dunkel.

Eine unserer Regel lautet, wenn sich einer am Stellplatz nicht wohl fühlt, suchen wir einen Neuen.

Nun war es dunkel, zu dunkel, um einen neuen Stellplatz zu suchen und ich fühlte mich unwohl. Da es eigentlich keine andere Option gab, habe ich es für mich behalten.

Das Unwohlgefühl kam hauptsächlich wegen dem Gebäude, an welchem wir uns Windschutz gesucht hatten. Es war ein leerstehendes und verlassenes Hotel. Keine Fenster und Türen zu sehen und eigentlich sowieso alles was man weiter nutzen wollte, wurde entfernt. Da der Wind noch passend stand, hörte es sich dann teilweise so an als ob im Hotel Menschen sind.

Gruselig-, um sich nicht weiter in die Situation rein zu steigern, sind wir dann schnell schlafen gegangen.

Am nächsten Morgen dann die Überraschung: Schnee! Und die Landschaft bei Tageslicht, im Schnee und Nebel, mystisch. Irgendwie fühlte ich mich immer noch nicht so wohl. Nach einem Spaziergang zum Schiffswrack, was auch nicht unbedingt zur positiven Stimmung beitrug, sind wir dann gefahren. Das Schiffswrack ist wohl bei Ebbe zu Fuß zu erreichen, wir hatten zwar Ebbe, aber irgendwie war da noch ein Fluss, den wir nicht überqueren konnten. Mir reichte es, das Schiffswrack vom weitem zu sehen.

Als wir auf der Ruta 3 den Weg Richtung Ushuaia einschlugen, stieg die Vorfreude, das Ende der Welt und Marios Geburtstag warteten auf uns. Die Straße weiß und zugschneit, so, dass schon weihnachtliche Gefühle hochkamen. Da wussten wir noch nicht wie abenteuerlich der Weg noch wird. Nach 34 km eine Straßenkontrolle. Rechts von der Straße standen schon sehr viele Lkw’s, die Schneeketten aufzogen. Und unsere Vermutung wurde bestätigt, man darf nur weiter Fahren, wenn man Schneeketten aufzieht oder dabeihat. Blöderweise haben wir keine, dafür aber Allrad-Antrieb. Nachdem uns der Polizist erklärt hat, dass wir sehr langsam und aufmerksam fahren müssen, hat er uns dann doch durchgelassen.

Angespannt und äußerst vorsichtig haben wir angefangen die ersten Meter zu machen. Die Straße war nicht geräumt und uns erwartete ein Pass mit zwar nur ca.700 Höhenmetern, die aber hatten es in sich. Denn natürlich begrüßte uns auch hier der Wind und in Kombination mit Schnee ergab das dann einen Schneesturm. Teilweise so extrem, dass man von einer weißen Schneewand umgeben war und man noch nicht mal Umrisse der Straße erspähen konnte. Gott sei Dank waren die Schneeverwehungen immer nur von kurzer Dauer, trotzdem waren wir dann froh als wir den Pass dann hinter uns gebracht hatten.


Einige Kilometer weiter war es dann soweit. Ushuaia! Wir sind am Ende der Welt angekommen!! Das erste was wir dann gemacht haben, war mal wieder Tanken. An der Tankstelle mussten wir dann feststellen, dass der Bulli komplett eingefroren war. Die Schaltung ging nur mit Gewalt und die Handbremse wollte auch nicht mehr. Eine Runde um den Bulli und egal wo man hinguckt, sieht man Eis. Okay, damit haben wir nicht gerechnet oder zumindest jetzt noch nicht. Diese Eis Geschichten kommen doch wohl erst in Kanada oder allerspätestens in Alaska?! Aber nun gut, jetzt wissen wir, dass wir selbst in Alaska mit klarkommen werden.


So, nun schnell Wäsche waschen lassen und sich für den Geburtstag hübsch machen. Irgendwie war die Freude schon sehr groß. Auf Reisen Freunde wieder zu treffen und auch noch Geburtstag zu feiern und das im vollgeschneiten Ushuaia ist wie Weihnachten.

Und so hatten wir einen wunderschönen Abend in einem wunderschönen Restaurant mit wunderbaren Menschen verbracht. Unser Geschenk, ein eingerahmtes Bild von deren Bulli im Sonnenuntergang, welcher nach Fabians Ideengebung liebevoll La Elefanta genannt wird.


Zu Marios Geburtstag hat die Familie beschlossen sich ein Hotel zu nehmen. Wir waren zum Duschen und zum Laden von unserem Elektrokram herzlichst eingeladen. Kommt uns nur zu Gute, da der Strom für die Standheizung genutzt wird. Welche eigentlich dauerhaft läuft. Es ist schon ziemlich kuschelig und warm bei uns im Bulli. Wir fühlen uns richtig wohl, wenn draußen der Wind oder der Schnee tobt.

In der zwischen Zeit haben unsere Freunde auch das Hotel verlassen und wir stehen wieder gemeinsam. Am Wochenende gab es Spieleabende und gemeinsames Abendessen. Unbezahlbar und auch unbeschreiblich diese schönen Momente.

Am Montag will die Familie weiterziehen, wir bleiben aber noch ein paar Tage. Wir wollen noch den Nationalpark und das Ende von der Ruta 3 sehen.

Derzeit überlegt sich Fabian wärmeres Equipment für den Aconcagua zuzulegen, da man auf dem Berg mit bis zu -20 Grad rechnen kann. Es hat sich herausgestellt, dass das Equipment welches Fabian bereits schon hat, nicht warm genug ist. Hier in Ushuaia kann man die Sachen wohl steuerbegünstigt kaufen und da ich nicht möchte, dass mein Mann auf dem Berg erfriert, ist das eine sehr gute Gelegenheit.

Für uns ist Ushuaia eigentlich nicht das Ende der Welt, sondern eher der Anfang. Wir haben es bis hierhin geschafft und das Ziel dieser Reise ist nun Alaska.


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