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  • AutorenbildFabian

Winter, Sonne, Strand und achja - Steckenbleiben!

Wie Karo im letzten Blogbeitrag geschrieben hatte, fing unsere Reise im Schweizer Paradies in Uruguay an. Seitdem ist eine Woche vergangen, unsere erste Reisewoche. Da ich gerne spontan schreibe, hier erstmal ein paar Gedanken zur ersten Woche und mal schauen, was dann so kommt:

  • Monsunartiger Regen in Uruguay

  • Winter in Südamerika

  • Erste Grenzüberschreitung mit Bulli

  • Stellplatzsuche im Vorort von Buenos Aires: Tigre

  • Ankommen im Reisealltag

  • Pampa, Rinder und Sumpf, sonst nix

  • Endlich Off-Road auf der Suche nach heißen Quellen

  • Off-Season am Atlantik

  • Mit dem Bulli am Strand ohne „Probleme“

  • Und noch viel mehr mit dem Bulli am Strand, diesmal mit „Problemen“

  • Warum zur Hölle gehen die Differenzialsperren vom Allrad-Antrieb nicht?

  • Ist das noch Winter oder schon besser als im Sommer an der deutschen Ostsee ;-)

Die Stichpunkte sind jetzt in chronologischer Reihenfolge, trotzdem will ich euch unbedingt als erstes sagen, dass ich während ich diese Zeilen tippe vor unserem Bulli am Strand sitze und das obwohl hier Winter ist. Der Winter ist hier zwar frisch, aber sobald die Sonne rauskommt und man im Windschatten sitzt ist es schön warm und wir verbringen die meiste Zeit draußen. – Okay, wir würden auch bei Kälte die meiste Zeit draußen verbringen ;-).


Nach 2 Tagen in Uruguay haben wir uns auf den Weg nach Argentinien gemacht. Wir wollten die erste Überland-Grenze überschreiten, solange das deutsche Gesundheitszeugnis von Myliu noch gültig ist. 6km vor der Grenze wuchs dann die Anspannung und wir hielten einmal an um die notwendigen Dokumente zu sortieren.

Die Grenze am Ort Fray Bentos verläuft entlang des Rio Uruguay, aber das nur so nebenbei.

An der Grenze angekommen, hatten wir dann bereits nach 5min die notwendigen Stempel in unserem Pass. Blieb bloß noch die Papiere für Hund und Bulli zu besorgen.

Ich, mit meinem perfekten Spanisch, ging also in die Zollstelle und besorgte die Papiere. Erstaunlicherweise ging das sehr einfach, sogar wenn man auf keine der „spanischen Fragen“ auf spanisch antworten kann, geschweige denn diese überhaupt versteht. Aber raten und irgendwas antworten ging sehr gut.

Die Grenzbeamten waren ziemlich locker und entspannt drauf und somit konnten wir auch schon bald weiterfahren.


Die Weiterreise führte uns zu einem Vorort von Buenos Aires. Tigre. Der Ort gilt als Alternative zum hektischen Leben in der argentinischen Hauptstadt. Hier fließen einige Flüsse zusammen, weshalb man wohl hauptsächlich im Sommer mit Sicherheit schöne Bootsfahrten machen kann. Wie jeden Nachmittag suchten wir auch hier einen Stellplatz für die Nacht. Aber naja, wie wir bereits aus Großstädten in Europa kennen, ist das auch hier nicht so einfach. Man hat folgende Alternativen: Campingplatz aufsuchen, Außerhalb der Stadt „wild campen“ oder sich einfach irgendwo an den Straßenrand oder auf einen Parkplatz stellen. Campingplätze für Autos gab es keine. Online fanden wir zwar sehr schöne, diese kann man aber nur mit dem Ausflugsdampfer anfahren und dort zelten. Außerhalb des Ortes campen kommt nicht in Frage, da man ja die Stadt besichtigen will und wir in der Dunkelheit aus Sicherheitsgründen nicht fahren. Also kam nur die Alternative Parkplatz/Straßenrand in Frage. Wir hatten uns einen schönen Parkplatz an einem Sportplatz ausgesucht. Und während wir dort hinfuhren, lernten wir eine Seite Argentiniens kennen, die wir so noch nicht kannten.

Unser Parkplatz lag in einem riesigen abgesperrten Areal. Einer Wohngegend mit Flüssen und Seen, welche komplett künstlich angelegt wurde. Passkontrolle durch einen Sicherheitsdienst bei der Einfahrt und Ausfahrt. Und um in die einzelnen Wohnbereiche einfahren zu dürfen eine weitere Kontrolle. Den Sportplatz erreichten wir noch, jedoch empfahl uns eine sehr nette Frau, hier lieber nicht stehen zu bleiben, da nachts eine Art Patrouille das Gebiet überprüft und somit uns dann sicher „rausschmeißen“ würde. Diese Erfahrung hatten wir auch schon letztes Jahr im Hafen von Barcelona gemacht und mussten dann um Mitternacht einen neuen Stellplatz suchen. Da das damals wenig Spaß brachte, suchten wir uns einen anderen Platz. Dieser war zwar direkt in der Stadt an einer Straße, dafür aber neben einem kleinen Fluss. Auf dem Weg dahin haben wir dann deutlich genauer in die Wohngebiete geschaut und waren doch etwas erschrocken wie viele von diesen „abgesicherten“ Wohngebieten es hier gibt. Irgendwie fanden wir das doch sehr befremdlich. Mal sehen wie es in anderen größeren Städten in Südamerika sein wird.


Die Sehnsucht nach Ruhe

Nun waren wir schon einige Tage unterwegs, aber irgendwie waren wir gefühlt immer noch nicht richtig angekommen. Wir wollten einen ruhigen Platz für uns alleine, in schöner Umgebung, am besten in der Natur und nicht auf dem Campingplatz oder ähnlichem. Achja, ein Campingplatz in Argentinien scheint wohl etwas anderes zu sein, als wir es in Europa gewohnt sind. Zum Camping fahren die Leute um ein gemütliches Picknick in der Natur zu haben. Das heißt es gibt also nicht unbedingt diesen großen Umfang an Infrastruktur wie Strom, Wasser, Kiosk.


Kurzer Abriss zur Pampa

Die nördliche Pampa in Argentinien ist sehr sumpfig und durch die großen Flächen für Rinder geprägt. Und genau das durften wir dann wortwörtlich erfahren. Wir fuhren hunderte Kilometer an solchen wirklich hügellosen, absolut flachen Weideflächen entlang. Wahnsinn. Soweit das Auge reicht, bis zum Horizont, waren Rinder auf Wiesen zu sehen.

Unser Ziel war die Atlantik-Küste. Wo genau wussten wir erstmal nicht, irgendwo in die Richtung von Pinamar wollten wir. Hofften, dass wir dort den ersehnten Platz für uns drei und den Bulli finden würden.

Und wie ich hier so sitze, muss ich sagen, dass wir ihn gefunden haben, den perfekten Platz. Also bisher.

Auf dem Weg hier hin sollten laut der Straßenkarte „Heiße-Quellen“ liegen. Und da warmes Wasser zum Duschen einfach viel besser ist, als kaltes, versuchten wir diese zu finden. Leider umsonst. Entweder diese Quellen liegen unerreichbar auf einer Rinderwiese, oder ein Praktikant des Verlags der Straßenkarte hat sich einen Spaß erlaubt.

Naja, wie auch immer, auf jeden Fall fanden wir diese Quellen nicht. Mich hat das nicht so sehr gestört, schließlich durfte ich dazu runter von der Straße und rauf auf eine trockene Erd-Piste.


Und das nächste Off-Road Abenteuer sollte nicht so lange auf sich warten lassen. Wie bereits beschrieben steuerten wir die Küstenstadt Pinamar an. Derzeit ist hier so gut wie nix los. Und ich glaube selbst das ist noch zu viel. Als wir am späten Nachmittag ankamen fuhren wir 2-3 Runden durch den Ort, um zu schauen wo wir nächtigen würden. An der Hauptstraße, welche auch zum Strand führt, sind jede Menge Hotels, Bars, Restaurants und alles das was ein Strandurlauber so braucht. Aber da hier ja gerade Winter/ Off-Season ist, sind selbst 2 von den 4 Polizeistationen, die wir so gesehen haben, geschlossen. Die Wohngebiete sind in eine hügelige Dünenlandschaft eingelassen und die vielen verwinkelten Ziegelhäuser gefallen uns wirklich gut. Mir kommt direkt der Film „Herr der Ringe“ in Erinnerung, denn die Landschaft von den Hobbits ist ganz ähnlich, nur das hier noch Pinien zwischen den Häusern stehen. Und dann das Beste vom Tag. Direkt hinter den vielen Strand-Bars und vor der ersten Häuserreihe gibt es eine sandige Straße, von dort aus kann man direkt das Meer und den Strand sehen. Natürlich will ich da sofort hin und dort einen geeigneten Schlafplatz finden. Und das hat nicht lange gedauert, neben einer Bar ist eine -, naja nennen wir es mal Parkfläche. Zumindest könnte es sein, dass dort im Sommer die Besitzer der Bar ihre Autos parken.

Noch ist die Sonne nicht untergangen, also spähten wir den Platz zu Fuß aus. Schließlich sollte der Tornado das erste Mal auf Sand manövriert werden. Und naja, was soll ich sagen, der Platz war wirklich super, schließlich konnten wir aus der Schiebetür heraus das Meer sehen. Wir parkten und versuchten unsere Freude bei einem Spaziergang am Strand in den Griff zu bekommen. Ich war mir sicher, hier werden wir ankommen und uns endlich richtig wohl fühlen.

Der Ausblick zum Strand aus dem Bulli

Der nächste Tag begann dann gleich mit blauem Himmel und Sonne und das im Winter. Das nutzten Myliu und ich für einen lockeren 10km Lauf am Strand und Karo für eine Yoga Session. Dann Kaffee und Frühstück. Wow, so kann der Tag starten. Einfach klasse.

Was noch am gleichen Tag folgen sollte, ahnten wir bis dahin nicht.


Polizeibesuch und weitere Überraschungen

Während wir uns sortierten, den Bulli aufräumten und einfach nur froh waren dort zu sein, kam dann noch vormittags die lokale Polizei. Und naja, wie ich es direkt geahnt habe, als ich das Auto sah, wurden wir dann natürlich von dort weggeschickt. Aber so platt endete das Treffen mit dem Polizisten nicht. Denn genau wie alle anderen, die wir bisher auf dieser Reise getroffen hatten, egal ob Tankwart, Zollbeamter, Mitarbeiter im Hostel usw. war auch dieser Polizist einfach nur total freundlich und neugierig was unseren Bulli und unsere Reise anging. Er erklärte uns, dass es ein privates Gelände sei, auf dem wir gerade stehen und wir somit keine Erlaubnis hätten dort zu campen. Aber anstatt uns einfach wegzuscheuchen, sollten wir ihm nachfahren und naja, was soll ich sagen, er führte uns zu einem noch viel besseren Strandabschnitt. Genau dort sind wir nun. Der Strandabschnitt ist nur mit Allradfahrzeugen zu erreichen. Und genau für sowas sind wir ja mit dem Tornado unterwegs. Klar, man kann eine Reise wie wir sie vorhaben auch ohne Allrad Antrieb machen, jedoch macht es genau in diesen Momenten den kleinen, aber feinen Unterschied, ob man eben direkt am Strand oder vor dem Strand im Auto übernachtet.

Wir bedankten uns bei dem Polizisten und er fuhr davon.

Die Freude war riesig, schließlich lag eine Dünenlandschaft mit einem super Strand frei zugänglich für uns und unserem Tornado gerade vor uns. Quasi ein Sandkasten für große Jungs mit ihren Spielzeugen. Das nächste Abenteuer sollte beginnen. Oder sollte ich sagen, „Die nächsten Erfahrungen sollten gesammelt werden“?

So, nun bin ich ja auch noch nicht sonderlich Off-Road erprobt und erst recht nicht im/auf dem Sand. Aber ein paar Basics kenne ich. Also als erstes: Reifendruck ablassen, so erhöht sich die Auflagefläche des Reifens und bleibt nicht so schnell stecken. Gesagt, getan. Allrad-Antrieb einschalten, Geländeuntersetzung rein und am besten auch gleich beide Differenzialsperren betätigen. Ich wollte lieber gleich von Anfang an auf Nummer sicher gehen. Der Respekt eine Sanddüne mit 2,5 Tonnen Gewicht und nur 69PS hochzufahren war schon recht hoch. Die ersten Meter bin ich dann noch vorsichtshalber zu Fuß abgegangen. Meine Gedanken währenddessen: „Irgendwann fährt sich ja jeder mal fest und die Wahrscheinlichkeit, dass es beim ersten Mal passiert ist halt auch recht hoch, wenn man wenig Ahnung hat.“ Wir fuhren los. Die ersten Meter waren ziemlich wellig, aber fest. Danach dann eine weiche Düne hoch und wieder runter. Am Strand angekommen, konnten wir unser Glück kaum fassen. Der Bulli hat es geschafft, quasi ohne Probleme. Wir fuhren den Strand entlang und wie es halt kommen sollte, kam es. Wir fuhren uns fest.

Eigentlich noch nen ganzes Stück weg vom Wasser, so war der Sand trotzdem noch zu nass und wir standen. Okay. Klappspaten raus, freigraben. Sandbleche unter die Räder legen und weiter. Alles funktionierte einwandfrei. Zumindest für weitere 5 Meter. Dann steckten wir wieder fest. Okay, wieder graben und Sandbleche drunter. Aber diesmal passierte nichts. 2 weitere Versuche und irgendwie wurde es nur schlechter als besser.

Ich fragte Karo, ob eigentlich alle 4 Räder durchdrehen. Naja, die Antwort war „nein“ und mir wurde klar, dass die Differenzialsperren wohl nicht griffen. Gerade 4 Tage vorher hatte ich sie noch auf einem Schotterparkplatz getestet und alles war gut. Inzwischen lagen wir mit dem Unterfahrschutz auf dem Sand auf.

Naja, besser im Sand stecken bleiben als im Schlamm, so dachte ich. Die einzige Möglichkeit den Wagen nun wieder hochzubekommen, war den Wagenheber unters Auto, wieder Sand und Sandbleche unter die Räder und dann nochmal den Versuch zu wagen rauszufahren. Es klappte, aber nur für weitere 5 Meter. Dieses Spiel ging nun noch unzählige Male so weiter. Also wirklich unzählig.

2,5 Stunden lang buddelten wir, legten Sandbleche unter die Räder und fuhren wieder 5 Meter. Gerade als ich die Lust verlor und Karo losschickte um einen in Sichtweite parkenden Pick-Up Fahrer um Hilfe zu bitten, kam ich dann endlich auf den trockenen Sand.

Das war sie also, unsere erste „Erfahrung“ im Sand. Aber das Abenteuer sollte noch nicht vorbei sein.

Glücklich und stolz zu gleich endlich wieder „normal“ fahren zu können, wollten wir nun einen Stellplatz finden. Aus „Angst“ stecken zu bleiben, beschleunigte ich bis in den zweiten Gang. Ein Fehler, wie wir dann feststellen mussten. Wir fuhren geradewegs auf einen Graben zu, zu knapp zum Bremsen, also nach links, dort ist zwar kein Graben mehr, dafür ein kleiner Hügel. Der sonst so langsame Bulli - ausnahmsweise zu schnell. Die Vorderachse in der Luft. Es folgte ein Moment der Stille. Karo, mit geschlossenen Augen, sah unser „Zu-Hause auf 4 Rädern“ bereits 1 Woche nach Reisebeginn in Trümmern vor sich.

Ich dachte an gebrochene Antriebswellen. Antriebswellengelenke hatte ich eingepackt, aber keine ganze Antriebswelle.

Natürlich ist alles gut gegangen, sonst würde ich diese Zeilen wohl nicht schreiben.

Im Nachhinein kann ich sogar stolz sagen, dass wirklich alles im und außen am Bulli an Ort und Stelle geblieben ist - naja, bis auf den Hund und das, was lose auf dem Armaturenbrett lag.

Jedoch haben wir an diesem Tag wieder zwei tolle Dinge dazugelernt.

1. Trockener Sand ist besser als nasser Sand.

2. Stecken bleiben ist viel besser als dem Bulli das Fliegen beizubringen.

Es folgten zwei wunderschöne Tage direkt in den Dünen, mit dem wohl besten Übernachtungsplatz, den man sich vorstellen kann – zumindest bisher.



Ach dazu fällt mir noch ein passender Spruch von Jorge von Live Work Wander ein:

„LIVE FREE AND DRIVE HARD!“ mit Anmerkung: nicht zu hart!
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