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  • AutorenbildKaro

100 Tage unterwegs

Aktualisiert: 8. März 2020

WOW nun sind tatsächlich schon 100 Tage der Reise rum, und das ging verdammt schnell. Wir haben unglaublich viel erlebt, von Schnee bis Hitze, von einer Erkältung bis Motorschaden war alles dabei.

In diesem Beitrag will ich auf die tagtäglichen Dinge eingehen, die wir im Bulli erleben. Quasi das banale Leben, bloß auf Rädern. Mit seinen guten und auch schlechten Seiten.


Stellplatzsuche

Fast jeden Tag aufs Neue ist das eigentlich das wichtigste bei unserer Reise, einen schönen Stellplatz zu finden. Ein Platz, an dem man idealerwiese auch ein paar Tage länger stehen kann.

Bis jetzt hatten wir in der Regel schöne Plätze, manchmal muss aber auch ein Parkplatz an der Tankstelle oder in der Stadt ausreichen. Der Stellplatz wird immer nach unseren Bedürfnissen bestimmt.

Wollen wir eher abgeschottet von allem sein?

- Dann wird ein Platz irgendwo am Wasser weit weg von der Hauptstraße gesucht. Und das kann manchmal dann auch dauern.

Wollen wir eher Internet und eine Dusche/Toilette in der Nähe haben?

- Dann muss ein Tankstellenparkplatz oder Touristen Informationszentrum ausreichend sein.

Wollen wir ein paar Tage in der Stadt verbringen?

- Dann macht es Sinn ein Hostel oder Campingplatz aufzusuchen, wo das Auto sicher stehen kann und wir alles fußläufig erreichen können.

Ganz oft fahren wir zwei bis drei Stellplätze an, bis wir uns entscheiden wo wir nun stehen bleiben. Beide müssen sich wohl fühlen, das ist das Hauptkriterium.

Die Stellplätze suchen wir mit der Hilfe der App iOverlander.

Manchmal kann man sich den Stellplatz auch nicht mehr aussuchen, denn wir vertrödeln hin und wieder die Zeit und fahren auch noch etwas, wenn es dunkel wird. Dann nimmt man das was halt so kommt.


Wäsche waschen

Dieses Wort zerstört ganz oft die Harmonie beim Reisen. Das mag vielleicht übertrieben klingen, aber unser Empfinden ist, dass das Abholen der Wäsche bei der Wäscherei ein Freiheitsentzug ist. Man muss sich nun nach jemanden richten und auch noch auf die Uhr schauen, damit man den Abholtermin nicht verpasst. Alles was bis zur Abholung passiert, ist nicht absehbar, weil manchmal ein Kaffee trinken in eine ewige Unterhaltung ausarten kann oder wenn man in der Zwischenzeit einkaufen will, man andere Reisende trifft und so lieber ungestört den Nachmittag mit diesen verbringen würde.

Mittlerweile haben wir uns an den „Stress“ gewöhnt, denn grundsätzlich ist Wäschewaschen hier super bequem. Man gibt die Sachen morgens dreckig ab und kann sie im Idealfall am gleichen Nachmittag sauber, gebügelt und gefaltet wieder abholen. Ein Traum, es wäscht sich von selbst. Bleibt nur noch die Herausforderung die Wäsche wieder in den Schrank zu räumen.


Einkaufen

Das zählt auch zu den Sachen, die wir ungerne machen, aber gemacht werden müssen.

Am Anfang der Reise habe ich das Sortiment in den jeweiligen Läden ganz genau unter die Lupe genommen, schließlich finde ich es spannend zu wissen was hier so angeboten wird. Zu der Zeit war war Fabian derjenige, der das immer ganz schnell erledigen wollte, bloß nicht unnötig Zeit im einem Supermarkt verbringen. Nachdem ich mich mit dem Sortiment vertraut gemacht habe, drehte sich der Spieß um. Nun wollte ich schnell das Einkaufen erledigen und Fabian fing an das Sortiment zu erkunden.

Wenn man etwas Spezielles sucht, dann muss man manchmal einen kleinen Laden in der Stadt aufsuchen aber Obacht: SIESTA!

In der Regel haben die Geschäfte in kleineren Städten von 10:00 – 12:30 und dann wieder ab 16:00 – 20:00 geöffnet. Oft auch bis 22:00 Uhr oder länger. Damit mussten wir auch erstmal zurechtkommen, denn ein paarmal standen wir dann schon vor verschlossenen Türen. Und sowas kann dann ganz schnell unseren Tagesablauf durcheinanderbringen. Manchmal klappt eben mal schnell einkaufen hier gar nicht.


Eine Geschichte, die ich euch nicht vorenthalten will:

Auf unserem Weg von Mar del Plata nach Puerto Madryn in Argentinien, wollten wir mal schnell in Bahia Blanca einkaufen. Mittags in Bahia Blanca angekommen haben wir gleich den ersten Supermarkt aufgesucht. Tja leider waren wir um 13:00 schon zu spät. SIESTA, der Laden macht erst um 16:30 wieder auf.

Okay um keine Zeit zu verlieren, schließlich wollten wir weiterkommen und mit unseren Freunden aus Polen waren wir auch schon verabredet, haben wir den nächsten Supermarkt aufgesucht. Dieser existierte aber anscheinend nicht mehr.

Okay ein neuer Versuch, unsere Karten App maps.me zeigte einen YAGUAR als Supermarkt an, zwar im Industriegebiet, aber zu mindestens geöffnet. Gut dann auf zu YAGUAR.

Es stellte sich heraus, dass YAGUAR ein Großhandel ist, für Privatpersonen aber auch zugänglich.

Na gut, dachten wir, schnell die paar Sachen holen, schließlich haben wir nun auch schon eine Stunde mit Supermarkt suchen vertrödelt, und dann weiterfahren.

Eigentlich brauchen wir nur Gemüse, Obst und halt das Übliche: Haferflocken, Nudel, Reis, Mais, Bohnen, etc…

Was wir nicht bedacht hatten, dass wir in einem GROßHANDEL sind, also gibt es von Allem viel und auf ganz viel Fläche. Bis wir alles zusammen hatten, ist bestimmt eine Stunde vergangen und ach ja, Gemüse und Obst gab es da nicht.

Nun gut, jetzt aber schnell an die Kasse und weiterfahren.

An der Kasse haben wir die nächste Überraschung für unser Vorhaben erhalten.

Wer geht in einen Großhandel einkaufen?

Richtig, Menschen die von Allem viel und in großen Mengen einkaufen. Teilweise standen die Menschen mit zwei bis drei Einkaufswägen vollgepackt bis es rausfällt. Die Schlange war bemerkenswert lang, kurz hat man überlegt einfach zu gehen, aber da standen wir nun mit dem Einkaufswagen und warteten bis die 3 Kassierer die Menge bewältigen.

Man braucht jetzt hier nicht denken, dass die 3 Kassierer völlig überfordert waren, nein ganz im Gegenteil, Zeit für ein Schwätzchen, Handy und Mate trinken war immer noch.

Völlig entnervt sind wir dann nach einer halben Stunde auch dran gewesen.

Nachdem ein Mitarbeiter unseren Einkauf abgescannt hatte, drückte er uns einen handgeschriebenen Zettel mit Zahlen in die Hand und verwies uns auf die nächste Schlange. Bezahlt wird separat.

Ernsthaft?!

Jetzt in die nächste Schlange?!

Naja, es bleibt uns ja nichts weiter über. Nach weiteren geschlagenen 30 Minuten hatten wir bezahlt.

Endlich - wie von Qualen erlöst liefen wir auf den Ausgang zu, jetzt aber weg hier! Ziemlich schnell wurden wir dann aber doch abgebremst. Security – die noch mal überprüft, ob das was abkassiert wurde, tatsächlich auch im Einkaufswagen ist. Und weil wir ja noch nicht genug Zeit in dem Laden verbracht haben, hat sich tatsächlich auch ein Fehler gefunden.

Wir hatten sechs Flaschen Spiritus für unseren Kocher gekauft, der Kassierer hat aber nur eine eingescannt. Dementsprechend haben wir auch nur Eine bezahlt.

Erstaunlicherweise konnte der Security-Mann ein sehr gutes Englisch und hat uns freundlich erklärt was schief gegangen ist, zum Glück hat er das Problem gelöst und Fabian konnte ziemlich bald auch Nachzahlen. Nach weiteren 20 Minuten saßen wir dann endlich im Auto. Ohne Gemüse und Obst, aber dafür mit sechs Flaschen Spiritus.

Was mich am meisten an der Geschichte ärgert ist, dass sechs Flaschen Spiritus im Angebot waren, wir das Angebot aber nicht wahrnehmen durften, da wir erst eine Flasche bezahlt haben und dann nochmal fünf. :P


Mittlerweile haben wir den Dreh raus, was das Einkaufen angeht. Erst wird immer ein Gemüseladen aufgesucht, da bekommt man das Gemüse in der Regel günstig. Anschließend wird ein „grüner“ Laden aufgesucht, da bekommt man dann die meisten Sachen unverpackt, sowas wie Mehl und Chiasamen, Nüsse und verschiedenes Anderes. Und wenn uns dann immer noch was fehlt, dann fahren wir in den Supermarkt.

Einkaufen dauert und macht mittlerweile wenig Spaß. Zuhause hat man seinen Standard Supermarkt, man weiß wo die Sachen liegen und ist im Idealfall, wenn die Schlange nicht allzu lang ist, in 15 Minuten wieder raus. Hier lernen wir jedes Mal aufs Neue die Ordnung der Supermärkte kennen. Und bis man sich orientiert hat, wo was liegt, vergeht auch gerne mal mehr Zeit.


Wir haben keine Zeit

Das klingt verrückt ist aber wahr! Unser Tagesablauf wird nun von so vielen nicht erahnbaren Faktoren bestimmt, dass wir oft das Gefühl haben, keine Zeit zu haben. Es gibt immer was zu tun. Um ehrlich zu sein, einfach mal so entspannt in der Sonne sitzen und den Tag genießen kommt selten vor. Denn entweder sind wir unterwegs, weil es ganz viel neue Umgebung zu entdecken gibt, oder wir Erledigungen machen müssen wie z.B. Einkaufen oder Wäsche abholen. Manchmal sind wir auch den ganzen Tag am Bulli beschäftigt, mal müssen hier und da ein paar Schrauben nachgezogen werden, weil wir wieder viele Schotterstraßen gefahren sind, ein anderes Mal muss der Staub und Dreck in einer Großputz-Aktion entfernt werden. Und manchmal verbringen wir auch die eine oder andere Stunde damit einen schönen Stellplatz zu finden und zack ehe man sich versieht ist es schon dunkel und dabei haben wir immer noch nichts gegessen.

Wenn wir dann Zeit haben, geht Fabian am liebsten Laufen und ich beschäftige mich mit Blogbeiträgen oder dem ganzen Foto und Video Material, welches wirtagtäglich produzieren.


Duschen

Eigentlich haben wir einen Duschsack der 20l Wasser fasst und in der Sonne heiß wird. Somit haben wir heißes Wasser. Voraussetzung: Die Sonne scheint.

Wir haben auch einen richtigen Duschkopf, wie man den halt von Zuhause kennt. Dieser ist mit einer Pumpe betrieben und muss nur in unseren Eimer gehalten werden, also eigentlich eine perfekte Outdoor Dusche. In den ersten drei Monaten war das Wetter hier nun sehr wechselhaft und nicht immer einladend, um sich draußen zu waschen. Somit haben wir jede Gelegenheit, die sich uns anbot, zum Duschen genutzt. In den meisten Fällen findet man bei einer Tankstelle auch ein paar Duschen. In den Städten wird das in der Regel schon schwieriger, aber da gibt es genug Hostels oder Campingplätze, die uns dann für wenig Geld einfach nur kurz duschen lassen. Oder, wie im Besten Fall trifft man wunderbare Menschen, wie Daniel in Puerto Madryn und darf sein Badezimmer in Beschlag nehmen. Da wir mittlerweile das windige Patagonien hinter uns gelassen haben und die Temperaturen immer milder werden, können wir nun endlich unsere wunderbare Outdoor Dusche nutzen.


Hund im Bulli

Der Alltag mit Myliu ist herrlich, jedoch scheinen ihn die neuen Eindrücke dann doch jedes Mal so sehr zu beschäftigen, dass er nach kurzer Zeit in den Tiefschlaf verfällt.

Schade finden wir, dass wir den Hund zu vielen der Wanderungen nicht mitnehmen dürfen. In Chile, sowohl auch in Argentinien gibt es sehr viele Nationalparks. Seltsamerweise findet man im Nationalpark hin und wieder ein Skigebiet oder auch Motorradfahrer auf Wanderwegen. Ganz zu schweigen davon, dass durch viele Nationalparks auch Hauptverkehrsstraßen verlaufen können. Am schockierendsten fanden wir es jedoch, dass auch Minen im Nationalpark kein Tabu sind.

Wir können es vollkommen nachvollziehen, dass bei vom Aussterben bedrohten Tierarten der Hund eine Bedrohung darstellt. Aber was ist mit einem Motorrad oder einem Ski Lift? Wir wollen es auch nicht weiter hinterfragen, seltsam ist es aber schon.

Myliu kommt die Reise auch zugute. In Deutschland hatten wir einen hyperaktiven Hund, er forderte viel Aufmerksamkeit. Und eine entspannte "Platz Übung" war für Myliu sehr anstrengend, denn es gab genug andere Sachen, die ihn vom Platz machen ablenkten.

Hier hingegen merken wir von Tag zu Tag, dass er entspannter wird, er fordert nicht mehr so viel und ist mit voller Aufmerksamkeit dabei, wenn wir mit ihm Übungen machen.


Spanisch lernen

Die ersten Tage hier unterwegs, haben wir voll motiviert jeden Morgen nach dem Frühstück eine Stunde lang Spanisch geübt, bis wir in Puerto Madryn krank wurden, seitdem haben wir unsere Spanisch-Routine verloren.

Jetzt üben wir, wenn Zeit ist, oder wenn wir gezwungen werden. Die beste Übung kommt durchs anwenden. Und Spanisch sprechen wir eigentlich jeden Tag, auch wenn wir nur mal nach der Toilette fragen. Und die tägliche Anwendung macht eh mehr Spaß.


Reisetage

Manchmal müssen wir Strecke machen, weil es nicht viel zu sehen gibt. Argentinien ist bis jetzt das extremste Beispiel, man fährt dann tatsächlich drei Tage lang durchs nichts. Übernachtet wird dann an einer Tankstelle. Um dann endlich irgendwo anzukommen, wo es traumhaft schön ist. Man bleibt zwei bis drei Tage und fährt dann wieder drei Tage durch bis zum nächsten Spot. An Reisetagen machen wir zwischen 300 und 400 km und manchmal auch nur 200 je nachdem was die Straße so bietet und wie die äußeren Einflüsse sind.


Wir lieben es, dieses freie, unbestimmte und jeden Tag aufs neue aufregende Leben!

Im Endeffekt ist dieses Leben eine Entschleunigung. Alles was wir in Deutschland schnell und selbstverständlich erledigt haben, nimmt hier Zeit ein.


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